„Uns ist bewusst, dass wir kein einfacher Nachbar sind. Ich kann nur versichern, dass wir alles tun, um die Belästigungen so gering wie möglich zu halten – wir arbeiten hier immer weiter an Verbesserungen.“ Dr. Markus Kosma, bei RWE Power als Leiter für den Tagebau Garzweiler zuständig, bezog beim „Talk auf dem Roten Sofa“ der SPD Jüchen Stellung zu einer Vielzahl an Themen rund um Braunkohle und Energie. Der 53-Jährige Manager blieb dabei im „Roten Salon“ an der Odenkirchener Straße auch zu kritischen Fragen, Problemen und Zukunftsentwicklungen keine Antwort schuldig.
Im Zusammenhang mit dem Tagebau Garzweiler und der Energieversorgung ergaben sich für die SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Anna-Lisa Strohbach und Norbert John beim „Talk auf dem Roten Sofa“ eine Menge Fragestellungen, mit denen sie Dr. Markus Kosma konfrontierten. Auch die Gäste im vollbesetzten „Roten Salon“ löcherten den RWE-Verantwortlichen ausgiebig, sodass die Veranstaltung erst nach zweieinhalb Stunden zu Ende ging.
Die Zeit nutzten die SPD-Gastgeber und Dr. Kosma für einen intensiven Austausch. Der Gast konnte dabei aus seinem reichen Fundus an Erfahrung und Wissen schöpfen, ist er doch bereits seit 1998 für den RWE-Konzern bzw. die frühere Rheinbraun tätig. Aktuell leitet der promovierte Bergbauingenieur aus seinem Büro in Grevenbroich-Frimmersdorf den Tagebau Garzweiler – ab 1. April 2025 fungiert er als Spartenleiter für Braunkohlenentwicklung in der Planungs- und Genehmigungsabteilung von RWE Power und somit als einer der Hauptakteure für die Zeit nach den Tagebauen.
Beim Thema Zukunft kamen selbstverständlich die Arbeitsplätze zur Sprache. Derzeit sind noch rund 1000 Menschen im Tagebau Garzweiler beschäftigt – nach dem Ende der Braunkohlegewinnung im Jahr 2030 bzw. 2033 werden es deutlich weniger werden, aber: „RWE bleibt ein Stromerzeuger, aber nicht mehr aus fossilen Energieträgern, sondern aus erneuerbaren Quellen“, deutete Dr. Kosma Perspektiven für die Belegschaft an und formulierte zudem Wünsche an die Politik: „Wir brauchen mehr Stabilität und ich wünsche mir Rahmenbedingungen, an denen sich Gesellschaft und Unternehmen ausrichten können. Das darf nicht an Wahlperioden orientiert sein.“
Neben der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien befasst sich RWE im „Rheinischen Revier“ intensiv mit der zeitlich ambitionierten Planung von Ersatz für die Braunkohlekraftwerke: „Das ist noch zu schaffen. Wir gehen dabei auch in Vorleistung, wie beim geplanten wasserstofffähigen Gaskraftwerk in Weisweiler. Aber wir brauchen schnelle Entscheidungen und Stabilität, denn wir wollen ja investieren.“ Schließlich wird weiterhin eine Menge Strom benötigt: „Es ist kein Zufall, dass sich energieintensive Industrien im Rhein-Kreis Neuss angesiedelt haben, wie Chemie oder Aluminiumherstellung.“
Neben Themen wie Staub und Lärm im Zusammenhang mit dem Tagebau äußerte sich Dr. Markus Kosma auch zu weiteren für Jüchen relevanten Problemen, wie der verzögerten Verfüllung des „östlichen Restlochs“: „Wir hätten uns auch eine andere Tagebauentwicklung gewünscht. Das war eine Abwägung von verschiedenen Prioritäten und Interessenlagen. Die Randbedingungen haben es nicht hergegeben, dass wir das in dem ursprünglich geplanten Zeitraum schaffen konnten. Wir werden die Verfüllung jetzt bis 2030 realisieren.“
Der RWE-Manager blickte beim „Talk auf dem Roten Sofa“ jedoch noch weiter voraus: „2036 wird es im Tagebau Garzweiler heißen: Wasser marsch! Dafür wird jetzt die Rheinwassertransportleitung gebaut. Ein Großteil des gepumpten Wassers versickert dabei und füllt den Grundwasserspiegel auf. Aber die Zeiträume sind schon ziemlich lang.“
Zufrieden zeigte sich Dr. Kosma mit den Akteuren vor Ort: „Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden funktioniert gut. Aber wir sehen bei uns wie bei den Behörden angesichts der Vielzahl an Verfahren eine enorm hohe Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung. Das bleibt nicht ohne Wirkung, wenn sie durch den vorgezogenen Kohleausstieg auf einmal alles parallel machen müssen.“ An seiner Position hat der Tagebauleiter weiterhin viel Freude: „Das Schönste an meinem Job ist, dass ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe: ob das die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb sind oder die Menschen in Behörden, Gesellschaft und Politik. Diese Vielseitigkeit reizt mich am meisten.“
Den nächsten „Talk auf dem Roten Sofa“ werden dann wieder ganz andere Themen beherrschen: Am Mittwoch, 18. Dezember, 19 Uhr kommt Wolfgang Norf in den „Roten Salon“. Der Vorsitzende des Vereins Existenzhilfe e.V. verantwortet mit seinen Mitstreitern unter anderem die „Jüchener Tafel“.